Fashion

Designer for Tomorrow 2015

Zur diesjährigen Berliner Fashion Week im Juli hatte der smarte amerikanische Designer Zac Posen die Aufgabe, unter 5 begabten Fashion-Newcomern einen auszuwählen, dessen Talent in Zukunft gefördert werden soll. Die Berlinerin Mareike Massing konnte sich am Ende über den Designer-for-Tomorrow-Award freuen, der von einem großen Modelabel und einem Online-Shop vergeben wird. Die 1984 geborene Jungdesignerin überzeugte Zac Posen und die Jury mit ihren Entwürfen am meisten: klare Linien, Schwarz-Weiß-Kontraste, verstärkte Westen mit sanften Fransen. Mareike Massing studierte Modedesign an der Berliner Universität für Wirtschaft und Technology. Die Schule ist bekannt für die sehr tragbaren und perfekt verarbeiteten Kollektionen ihrer Absolventen. Esther Perbant, längst etablierte Designerin bei der Berliner Fashion Week, verfolgte die Vergabe des Awards und meinte nach der Show: „Ich kann die Wahl der Jury nachvollziehen. Mareike Massings Entwürfe waren den der anderen in der Auswahl der Materialien und deren Verarbeitung, in der Detailverliebtheit und klaren Schnitte weit voraus. Ihre Designs könnten vom Laufsteg direkt so in die Produktion.“

Weniger ausgefeilt, wenn gleich kreativ waren die Entwürfe der anderen Nominierten für den Designer-for-Tomorrow-Award 2015. Ein bisschen seltsam und alles andere als straßentauglich war die Kollektion des Londoner Designers Syed Shahid Nisar, der lebendige, fischkrätengemusterte Knäuel über den Laufsteg schickte.

Hahnentritt-Schwulst von Nisar, Absolvent des Londoner Kingston College

 

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Männer in Röhrenjeans und Plateauschuhen

Warum die InStyle Men vermutlich nur von Frauen gelesen wird.

Das Prinzip der Modezeitschrift InStyle ist einfach und funktioniert prima: Stars und Models in teuren, trendigen Klamotten unvorteilhaft und billig fotografiert. Selbst schlanke Schauspielerinnen haben da, von oben und in geringer Entfernung abgelichtet, stämmige Waden. Grazile Models wirken in so mancher alberner Designerrobe ziemlich unförmig. So unvorteilhaft wie sie die Vogue oder Madame niemals zeigen würde. Die Fotos entzaubern die absurden Kleiderfantasien der Designer, als wollten sie sagen: „Seht, Mädchen, selbst an den hübschen Schauspielerinnen sehen diese Lappen albern aus, aber sie sind gerade im Trend!“ Jetzt stellen Sie sich das Ganze mit Männern vor. Unvorteilhaft auf der Straße fotografierten Männern wohlgemerkt. Mit Röhrenjeans, Nachthemden, mit Plateauschuhen und übergroßen Hüten à la Pharell Williams, also mit all dem, was gerade in ist und den wenigsten gut steht. Das letzte, das Männer in ihren Mußestunden wollen, ist bestimmt Fotos von Männern auf der Straße oder sonst wo anzugucken. Auch nicht von Schauspielern, It-Men oder Sängern. Die Vermutung liegt nahe, dass sich das doch eher nur Frauen anschauen, die was zu lachen haben wollen. Ernst bleiben kann man nämlich beim Anblick der Mode-Gecken schwer. Eine gewisse Verwunderung darüber, in was sich gute bis hervorragend aussehende Männer so reinzwängen, dominiert die ganze Lektüre.

So viele Männer können es auch gar nicht sein, die sich die bisherigen InStyle Men bewusst gekauft haben. So weit ich mich erinnern kann, erschien die Männerausgabe der InStyle bis jetzt immer im Bundle mit der Mädchen-InStyle. Was soll man davon halten? Sollen die Mädchen, die sich ihr monatliches Heftchen kaufen, dann das Extra-Heft „Men“ ihren Typen mitbringen oder ihren schwulen Freunden zum Rumblättern? Bis jetzt habe ich in Berlin und auch sonst wo noch keinen Mann oder Jung-Dandy in einer InStyle Men blättern sehen. Sollte doch schon mal ein Mann besagtes Modeheft goutiert haben, soll er sich bitte als lebender Gegenbeweis bei mir melden.

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Man sieht damit aus, als müsse man keinem Brotberuf nachgehen.

Einsteckblumen sind Chichi von gestern. Das Knopfloch im Revers muss deswegen aber nicht leer bleiben …

In der Männerabteilung des Berliner Mode-Kaufhauses Quartier 206 steht eine Bonbonniere. Ihr Inhalt ist so leuchtend bunt, dass man sie nicht übersehen kann. Doch Süßigkeiten sind nicht darin. Sie ist angefüllt mit kleinen Schleifen, gepunktet, gestreift, mit Augen drauf. Die erste Reaktion der Frauen, die mit ihren Männern shoppen gehen und daran vorbeikommen, ist immer die gleiche, wie Store-Manager Italo Rossi erzählt: „Die Frauen sehen die, stürzen sich darauf und sagen: ‚Och, ist das süß.‘ Das ist ja keine Reaktion, die man typischerweise von einem Mann kennt.“ Stimmt. Dass Männer mal „Oh, ist das süß“ sagen, kommt doch eher selten vor. Schnell wird einem klar, dass vor allem die Frauen den Absatz der bunten Miniatur-Bow-Ties beflügeln. Das freut den jungen Designer Dennis Steinborn natürlich. Er hatte die kleinen Anstecker schließlich für beide Geschlechter erdacht. Zu bunten Sakkos passen die unifarbene Modelle, bei schlichten Sakkos setzen dagegen die bunten Schleifen Akzente. Mutige Männer kombinieren die kleinen Dinger zu Dennis‘ farbenfrohen Einstecktüchern. Die Krawatte oder Fliege sollte man dann aber weglassen und sich der weisen Worte Coco Chanels erinnern: „Zum Schluss eines weg.“ Es soll ja nicht zur Zirkusnummer werden. gepunktete einstecktücherHat die kleine Schleife das Zeug dazu, die neue Boutonnière, die verspielte, unernste Variante der Knopflochblume zu werden? Im 19. Jahrhundert diente die Boutonnière dem Dandy noch als Ausdruck seines Müßiggangs und war extrem schick. Oscar Wilde kombinierte Blume im Reversknopfloch mit Einstecktuch. Heute gilt sie als lächerlicher Putz modischer Nostalgiker. Abgesehen davon, dass die meisten Männer keine Lust mehr haben, den Aufwand mit Blumenbehälter und Wässerchen zu betreiben. Accessoires für modebewusste Männer müssen heute einfach zu handhaben sein, spontan, individuell und auch ein bisschen schrill. Die neue Generation Dandy experimentiert mit Einstecktüchern, Fliegen und auffälligen Ansteckern. Und sieht damit auch weiterhin so aus, als müsse sie keinem Brotberuf nachgehen. Berliner Designer wie Dennis Steinborn interpretieren gerade den Reversschmuck neu. Oder Christoph Tophinke: In seinem Berliner Laden mit dem Oldschool-Namen Chelsea Farmers Club gibt es gehäkelte Minitaturblumen für’s Reversknopfloch. Klingt auch sehr oldschool, kommt aber gut an. Es gibt schon eine große Fangemeinde, die seine Häkelblumen trägt. Männliche Leser, die jetzt denken, ich sehe mit dem einen wie dem anderen schwul aus, werden sich wundern, wenn ihnen ihre Freundin demnächst etwas ans Revers steckt.

http://www.14-03.de

http://www.chelseafarmersclub.de

Departmentstore Quartier 206, Friedrichstraße 71, Berlin-Mitte

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„Mein Vater trägt jetzt auch meine Einstecktücher.“

Dennis Steinborn suchte Einstecktücher, die zu seinen bunten Socken passen sollten und fand keine. Also entwarf er selbst welche.

Modeaffe: Herr Steinborn, Ihre Einstecktücher sind immer zweifarbig, immer rund und nie aus Seide. Warum?

Dennis Steinborn: Das Problem, das bestimmt neun von zehn Männern haben, ist, dass ihr Einstecktuch verrutscht. Oder man hat zuviel Stoff. Meine Tücher kann man vielfältig falten, die Form bleibt und die Farben kann man variieren. Ich habe kein einziges Seidentuch. Wenn man nicht gerade Smoking trägt, passt Seide nicht oft.

Modeaffe: Was empfehlen Sie Männern, die sich eigentlich nicht so viel trauen, aber nicht als modische Langweiler dastehen wollen?

Dennis Steinborn: Männer, die nicht so mutig sind, können schlichtere Farben wählen. Oder sie tragen erst mal eines von beidem, Einstecktuch oder Miniatur-Schleife. Das Tolle an meinen kleinen Bow-Ties ist ja, dass man sie jederzeit wieder abpinnen kann. Aber die Männer trauen sich generell mehr. Mein Vater trägt jetzt auch meine Einstecktücher, obwohl er gar nicht so modisch ist, und er bekommt viele Komplimente.

Modeaffe: Was ist too much? Machen bunte Schleifen, Socken und Einstecktuch nicht aus jedem Mann gleich einen schwulen Dandy?

Dennis Steinborn: Die Männermode hat viel mehr Liebe zum Detail gefunden. Schrille Knöpfe, andere Schnitte, bunte Socken. Jeder, der sich’s zutraut, soll es auch tragen. Gerade jüngere Männer können es schon extravaganter tragen und nicht so bieder.

Wo man Dennis Steinborns Accessoires bekommt:

www.14-03.de

14 oz. Store im Haus Cumberland, Kurfürstendamm 194, Berlin-Charlottenburg

Departmentstore Quartier 206, Friedrichstraße 71, Berlin-Mitte

The Store im Bikini-Haus, 1.Etage, Budapester Straße 50, Berlin

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