Kunst

Es fing mit Neon-Orange an

Daniel Chluba ist Künstler aus Berlin. Er studierte bis 2012 an der Berliner Universität der Künste. Neben Videoinstallationen hat er eine Reihe von Objekten erdacht, die zuerst Skulptur waren und dann zu Performance-Objekten und später zu Abfall wurden. Wie sein Weinbrunnen von 2010: ein Turm aus Rotweintetrapacks, der von Besuchern der UDK schrittweise leergetrunken wurde und dann als Verpackungsmüllberg endete.  Humor und Performance sind in seinem Werk eng miteinander verknüpft. Warum Daniel Chluba immer Rot trägt und was seine Eltern eigentlich dazu sagen, verrät er hier.

Daniel, Du fällst vielen Leute in Berlin auf der Straße durch Deinen roten Komplett-Look auf. Magst Du die Farbe einfach nur oder ist das Teil Deiner Künstler-Performance?

Es fing in der Schulzeit an. Ich war 14 Jahre alt. Immer Rot zu tragen war damals eine gute Möglichkeit, Mädchen kennenzulernen. Heute ist es das auch noch. Zugleich war es eine Art passiv-aggressives Verhalten. Ziemlich viele Leute, die ich nicht leiden konnte, fanden das richtig scheiße. Erst experimentierte ich mit Neon-Orange. Das fanden schon manche ziemlich spooky. Dann habe ich Weiß probiert. Nur einen Tag, aber das ging gar nicht. Man sieht alles, wo Du lang gelaufen bist, wo Du angestoßen bist. Weiß ist eine Farbe für Leute, die nichts machen.

Selbst Deine Unterhosen sind immer rot?

Ja.

Damals war Rot also eine Strategie für Dich und was ist es heute, ein Statement?

Für mich ist es ein alter Hut, eine Tradition. Es ist zur Gewohnheit geworden. Ich werde das auch nicht ändern, außer es findet sich eine gute Alternative. Ich sammele alle meine abgetragenen Klamotten, sie sind alle archiviert. Wenn sich ein Käufer dafür finden würde, würde ich alles verkaufen und zu einer neuen Farbe übergehen.

Wie finden Deine Eltern Deine Kleiderwahl?

Meine Eltern finden es immer noch furchtbar und versuchen mir immer noch ein blaues T-Shirt anzudrehen.

Gab es mal einen Moment, in dem Du nicht Rot getragen hast?

Es gibt zwei Ausnahmen, bei denen ich kein Rot trug: Als meine Oma gestorben war, wurde ich von der gesamten Familie gezwungen für die Beerdigung Schwarz zu tragen. Und bei der Geburt meines Sohnes musste ich komplett Grün tragen, sonst hätte ich nicht in den OP gedurft.

Woran arbeitest Du zurzeit?

Ich mache gerade eine Sahnehutporträtserie. Ich hatte einmal überlegt, wie man einen perfekten Sahnehut hinbekommt und dann hatte ich sehr lange gegrübelt. Ich wollte dafür schon eine komplizierte Maschine bauen, aber dazu kam es nie. Für einen Hut benutze ich einen Liter frische Sahne. Innerhalb einer halben Minute muss man den Hut bauen und dann hast Du 5 Sekunden Zeit, das Foto zu machen. Das schöne daran ist der Live-Moment. Danach fängt die Sahne an zu laufen. Es ist eine furchtbare Sauerei. Aber es macht sehr viel Spaß.

Ein besonders gelungenes Exemplar eines von Daniel Chlubas Sahnehüten

Ein besonders gelungenes Exemplar eines von Daniel Chlubas Sahnehüten

Sahnehutporträts und andere Werke von Daniel Chluba kann man derzeit in der Galerie Rockelmann & anschauen.

Ausstellung „POTENTIAL IN THE ORDINARY“ 22.1. – 19.2.2015

http://www.rockelmann-and.com

http://www.daniel-chluba.de

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Kunst

Ergötzt euch an der Stille!

makarov bild web

Stille, Dunkelheit, Licht: Nikolai Makarov vor einem seiner Gemälde.

Die Lautlosigkeit als idealer Ort: Wie sich ein Museum in Berlin die Stille zur Aufgabe macht.

Rot. Die ganzen Wände, der Stuck, die Decke, alles rot. Was für eine ungewöhnliche Farbe für einen musealen Raum. „красный“, das russische Adjektiv für Rot, bedeutete ursprünglich auch „schön“, erklärt Nikolai Makarov. Makarov ist Konzeptkünstler und hat das Museum der Stille vor mehreren Jahren initiiert. Dieses Jahr wurde es wiedereröffnet. Der Name des Museums ist ebenso ungewöhnlich wie die Farbe der Wände. Kann man die Stille hören, kann man sie sehen? Stille ist heute der eigentliche Skandal, sagt Makarov. Diejenigen, die rumschreien, werden gehört. Stille und Bewegungslosigkeit zu ertragen, fällt vielen zunehmend schwer. Tatsächlich sind die meisten damit beschäftigt, an Tablets und iPhones herumzudaddeln und sich von Musik und Fernsehen beschallen zu lassen. Kontemplation ist out. Haben wir denn die Freude an der Stille verlernt? Nikolai Makarov will, dass die Menschen wieder lernen, die Stille zu fühlen, zu ertragen und sich sogar an ihr zu ergötzen. Er stellt in seinem Museum weiße Architekturmodelle aus, teilweise von namhaften Architekten. Es sind Räume der Stille, die irgendwann mal so gebaut werden sollen. Als ideale Rückzugsorte von der lauten Zivilisation, gleichzeitig aber mitten in den Städten. Für Makarov ist sein Museum eine Art Keimzelle: Hier soll die Stille Form annehmen. museum stille

 MUSEUM DER STILLE, Linienstraße 154A, 10115 Berlin-Mitte

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