Kolumne

Was möchte uns Frau von der Leyen damit sagen?

aktiv andersDie Werbeslogans des Bundesministeriums für Verteidigung wollen besonders originell sein, punkten aber nicht gerade mit Aussagekraft und Feingefühl.

Seit Ursula von der Leyen das Amt des Ministers für Verteidigung Ende 2013 übernommen hat, weht ein femininer Wind am Bendlerblock in der Stauffenbergstraße. Riesige Bundeswehr-Werbebanner mit Frauen sind an der Tagesordnung. An sich nichts Besonderes. Schließlich steigt die Zahl der weiblichen Soldatinnen wie auch die Möglichkeiten für Frauen, Karriere bei der Bundeswehr zu machen. Wer aber genauer hinschaut, rätselt über die Botschaft, die von den Plakaten ausgehen soll. Zurzeit prangen dem Passanten drei Adjektive entgegen, daneben das Foto einer freudig lächelnden Frau in blauer Dienstkleidung. Aktiv. Attraktiv. Anders.

Hat man sich so die perfekte Frau bei der Bundeswehr vorzustellen? Als aktiv bezeichnet man im Allgemeinen Frauen, die viel Sport treiben, aber auch solche, die viel Sex haben. Dass die Soldatinnen tätig sind, ist wichtig, keine Frage, aber warum ist es erwähnenswert, dass sie auch attraktiv sind? Da noch ein drittes Adjektiv fehlte, um die A-Trias abzurunden, entschied man sich für „Anders“, was jedoch den Beigeschmack von „Seltsam, andersartig“ hat. Dabei wollte man doch eigentlich sagen „besonders, hervorragend“. Wer über den Slogan nachgrübelt und seinem tieferen Sinn auf den Grund gehen will, der wird auf der Seite der Bundeswehr aufgeklärt. Und siehe da, der Slogan soll gar nicht die Frau bei der Bundeswehr beschreiben, sondern die Bundeswehr selbst. Das macht die Sache leider auch nicht besser.

bundeswehr

Bild gefunden auf: frauenrat.de

Irgendwie seltsam mutete schon der vorherige Bundeswehr-Banner an der gleichen Stelle an. „Schön Bund. Soldatin in der Bundeswehr“ stand auf der Fotografie, die eine junge Frau in Tarnuniform und geschwärztem Gesicht zeigte. Abgesehen davon, dass die zwei losen Wörter keiner grammatikalischen Logik folgen, ist der Titel auch sonst irgendwie unpassend, da ohne klar verständliche Botschaft. Man denkt an romantisch-völkische Mädchenvereinigungen wie „Bund Deutscher Mädel“ oder aber an „schön bunt“. Beide Assoziationen können wohl nicht die Absicht des Auftraggebers gewesen sein. Aber was wollte uns Frau von der Leyen dann damit sagen? Blumen, Mädchen, das Wetter sind schön. Aber die Bundeswehr schön nennen? Das hieße doch, sie auf das Niveau einer gut gelaunten Sonnenschein-Truppe herabzustufen. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Ministerin höchstpersönlich an den Slogans mitgetextet hat. Oder die beschäftigte Werbeagentur folgte konsequent dem Leitsatz „Was der Kunde will, bekommt er auch.“

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