
Sind zwar kein Paar, sehen aber so aus: Die Designer Viktor & Rolf
Warum schwule Partner im gleichen Look auftreten.
Neulich beim Essen mit meinem befreundeten schwulen Ehepaar in Berlin Mitte. Adam mit rosa kariertem Hemd und schwarzem Blazer, dazu schwarz geränderte Mitte-Nerd-Brille. Sein fünfzehn Jahre jüngerer Gatte Steve unterscheidet sich von ihm nur durch ein weißes, statt einem schwarz gepunkteten Einstecktuch: Tom Ford. Wie auch die Brille. Mein Kompliment, toller Auftritt! “Ja, wir waren neulich im Quartier 206 bei unserem Paolo. Der steckte uns die Tücher einfach hier so rein. Wir waren total hilflos.“ Steve steckt einen Finger in den Mund und setzt den Lolita-Blick auf. Großes Gelächter, verständnisvoller Blick meinerseits. Ihr Armen! Adam und Steve sind jetzt schon seit drei Jahren verheiratet, die französische Bulldogge Céline ist ihr Kind. Wenn ich nicht wüsste, dass sie ein Paar sind, ich hielte sie für Brüder, denen Mutti aus pragmatischen Erwägungen die gleichen Sachen kauft. Nein, sie sehen nur wie Brüder aus. Ein Phänomen, das man öfters in Berlin beobachten kann. Zwei Lederschwule in der Motzstraße, zwei Händchen haltende Yves-Saint-Laurent-Kopien in der Friedrichstraße, zwei rauchende Cowboys im KitKatClub. Die Adams und Steves dieser Stadt.
Ein besseres Statement, um zu zeigen, dass man zusammengehört, gibt es nicht. Der Partnerlook gibt jedem unmissverständlich zu verstehen, dass man neben dem Bett auch noch den Kleiderschrank teilt. Sie geben damit ein Signal an die Öffentlichkeit. Schaut mal, wir sind wirklich ein Herz und eine Seele. Wir sind eins. Eine sehr romantische Vorstellung. Und Schwule sind ja bekanntlich große Romantiker. Verfechter einer heilen Welt, in der Opern und Torten und Diven und Hunde vorkommen. Bekannte schwule Künstler und Designer leben den Partnerlook vor. Viktor und Rolf zum Beispiel. Die sehen aus wie Zwillinge. Ziehen immer das Gleiche an. Sie wollen natürlich, dass dieser Eindruck entsteht. Penibel achten sie darauf, dass ihre Accessoires genau aufeinander abgestimmt sind. Heute ist das ihr Markenzeichen. Sie sind kein Paar und inszenieren sich doch als solches. Oder Elton John und sein Ehemann David Furnish, die gerne mal zusammen mit gleicher Spaßbrille auf Veranstaltungen auftauchen. Die Inszenierung funktioniert. Zwillinge sind immer ein Hingucker.
Sehr treffend beschrieben! Und als selbst schwuler Mann fällt mir dieses auch immer wieder auf. Es ist sowohl eine Art der Selbstdarstellung, sowie auch wohl einfach eine Form des Glücklichseins. Paare, die über lange Jahre zusammen sind, sind einfach ein gut eingespieltes Team. Warum nicht auch in der Mode?
Amüsant und erfrischend geschrieben. Vielen Dank.
Oscar Wilde might have had your observations in mind when he wrote „To love oneself is the beginning of a lifelong romance.“ 😉
Dieser Trend in seiner weiteren Entwicklung gibt grosse Hoffunung, dass es tatsächlich und zukünftig auch bei der Bezeichnung ‚partner look‘ bleibt. Und nicht etwa für die neue korrekte deutsche Sprache in ‚partner/innen look‘, ‚partnerinnen & partner look‘, ‚partner-x look‘ zwangsumformuliert werden muss…